Das Rheingold

 

In Linz beginnt's-mit Rheingold

 

Nach der Premiere von Rheingold, dem Vorabend des Rings des Nibelungen am 26. Oktober 2013 im neuen Musiktheater beim Linzer Volksgarten waren mehrere Vorstellungen angesetzt, von denen über jene am 20.11.2013 berichtet wird.

Das neue Gebäude ist nach modernsten Gesichtspunkten konzipiert und bietet neben dem großen Zuschauerraum mit bester Sicht auf allen Plätzen infolge der ansteigenden Reihen auch eine hervorragende Akustik, von der sich der Rezensent selbst überzeugen konnte und von deren angeblichen Problemen nichts wahrnehmen konnte. Neben der Laufschrift über der Bühne ist auch vor jedem einzelnen Sitz-wie in der Wiener Staatsoper- ein Display eingerichtet, auf dem der Text mühelos abgelesen werden kann. Nicht unerwähnt sollen die großzügig ausgebauten Publikumsaufenthaltsräume in mehreren Etagen samt Erfrischungsabteilungen und einem vorzüglichen Restaurant im obersten Geschoß, das bis Mitternacht geöffnet ist, erwähnt werden.
Die Vorstellung vor ausverkauftem Hause war ein musikalischer Hochgenuß , wozu nicht nur das stark besetzte Brucknerorchester unter der Leitung von Marc Reibel und dem Chor des Landestheaters Linz beitrugen, sondern auch die weniger bekannten Sänger mit passablen Stimmen.

 

09

Gerd Grochowski als Wotan

 

Die Inszenierung von Uwe Eric Laufenberg stellt die Oper in die archaische Zeit des Nomadentums, die Götter leben entsprechend diesem Zeitalter in einem Beduinenzelt mit vielen (unnötigen) Holzkisten, in deren Mitte ein kleines Modell der Walhall steht. Der Regisseur übersieht hierbei allerdings, dass Richard Wagner seine Tetralogie dem Nordischen Sagenkreis der Edda entnommen hat. Dementsprechend unpassend sind daher auch die die von Antje Sternberg entworfenen Kostümierungen, wobei Wotan wie im orientalischen Bazar einen Fez trägt, die Riesen in morgenländische Gewänder gehüllt sind und auch Froh und Donner die ihren zugedachten Rollen nicht passende eigenartige Kleidung tragen. Ein origineller Einfall ist, dass Alberich sich nach der Gefangennahme durch Wotan und Loge in einem Stahlkäfig befindet, aus dem er erst nach der gewaltsamen Abnahme des Rings durch Wotan, der ihn hierbei mit dem Speer am Finger verletzt, befreit wird, worauf Alberich seinen bekannten Fluch auf den Ring und dessen Träger ausstößt. 

 Anders als üblich stellt sich der Beginn der Oper dar, in welcher sich die Bühne nicht durch Aufziehen des Vorhangs öffnet, sondern sich wie ein Auge zu den Rheinklängen in Es-Dur auftut und vorerst nur einen kleinen waagrechten Spalt auf das Geschehen freigibt, was das Interesse des Zusehers an der kurz darauf sich gänzlich öffnenden Bühne erweckt.

 

17 

 

Bedjai als Loge / Oskar Hillebrandt als Alberich


Hervorragend wurde Alberich durch Oskar Hillebrandt dargestellt, der trotz seines fortgeschrittenen Alters diese Paraderolle stimmlich großartig meisterte, wobei auch Mimik und Gestik dem Schwarzalben gerecht wurden und der vor allem schauspielerisch große Ausdruckskraft zeigte. Der als Wagnerinterpret bekannte Kammersänger war als Wotan, Holländer, Kurwenal, Klingsor, Amfortas und Wolfram auf allen Opernbühnen erfolgreich. Auch Matthäus Schmidlechner als Mime spielte mit guter Stimme den gequälten Bruder Alberichs.
Gerd Grochowski als Wotan konnte mit seiner Baßbaritonstimme ebenfalls überzeugen, blieb aber in der szenischen Darstellungskraft des Göttervaters hinter den Erwartungen zurück. Auch Karen Robertson als Fricka zeigte mit ihrer Sopranstimme wegen mangelnder Tiefe kleine Schwächen und ließ auch die Stärke vermissen. Die beiden Götter Donner (Seho Chang ) und Froh (Pedro Velazquez Diaz) erbrachten gute stimmliche Leistungen, wobei vor allem ersterer bei seinem Auftritt in der letzten Szene, bevor die Götter in die Burg Walhall schreiten, mit exaktem Hammerschlag seinen Ruf „ Donner, der Herr, ruft euch zu Heer! Heda !Heda !Hedo" in der bei Wagner musikalisch typischen aufsteigenden Quart beendet.

 

 10

 

 Brit-Tone Müllertz als Freia goldbedeckt

 

Brit-Tone Müllertz als Freia konnte mit guter stimmlicher Leistung ebenso überzeugen wie Bernadett Fodor als Erda, der man allerdings eine andere Kostümierung und einen mystischeren Auftritt gewünscht hätte. Michael Bedjai spielte großartig den verschlagenen Halbgott Loge und konnte mit Wortdeutlichkeit und Stimmgewaltigkeit überzeugen.

 

 14

 

 Die beiden Riesen Fasolt (Dominik Nekel) und Fafner (Nikolai Galkin)

 

Die beiden Riesen sangen in ihren eigenartigen Kostümierungen in orientalischen, nicht Furcht erzeugenden Gewändern ihre Rollen mit gut verständlichen Stimmen. Die Rheintöchter Mari Moriya ( Woglinde), Gotho Griesmeier (Wellgunde), und Valentina Kutzarova (Flossshilde) stellten sich in ihren hautengen transparenten Badeanzügen mit guten Stimmen dar und waren in ihren Bewegungen natürlich.

Die Vorstellung war in ihrer Gesamtheit zufriedenstellend und sehenswert.

 

 

Rheingold wird am 1.und 25.12.2013 sowie am 17.1. und 1.2. 2014 wiederholt, wonach im April 2014 die Walküre folgt.
Dr. Roman Gerhard

 

©Szenenbilder Karl und Monika Forster